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Vor hundert Jahren erschütterte ein politischer Terroranschlag die Weimarer Republik. Rechte Nationalisten hatten den württembergischen Zentrumspolitiker Matthias Erzberger brutal im Schwarzwald ermordet. Dieser katholische Wegbereiter deutscher Demokratie zählte zu den meist gehassten Politikern seiner Zeit.
Anlässlich des hundertsten Jahrestages seiner Ermordung initiiert das Haus der Geschichte Baden-Württemberg das Erzberger-Jahr 2021. Es steht unter dem Motto "Matthias Erzberger. Kampf und Tod für die Demokratie". In mehreren Städten und Gemeinden Baden-Württembergs erinnern Museen, Geschichtsvereine, Schulen und ehrenamtliche Initiativen mit Vorträgen, Geschichtstagen, Theaterstücken und Schulprojekten an Erzberger.
Als Wegbereiter deutscher Demokratie zog sich Matthias Erzberger in vielerlei Hinsicht den Hass der Gegner der Weimarer Republik zu. Im Kaiserreich hatte er gegen den Obrigkeitsstaat für mehr Rechte der Volksvertretung gekämpft. Ab 1917 befürwortete er energisch einen Verständigungsfrieden und widersprach denen, die von einem Siegfrieden und einem deutschen Großraum-Imperium träumten. Am 11. November 1918 unterzeichnete er für Deutschland den Waffenstillstandsvertrag des Ersten Weltkriegs.
In der Revolution 1918/19 trat Erzberger vehement für die Schaffung einer parlamentarischen Demokratie ein. Als Reichsfinanzminister baute er 1919/20 das deutsche Steuer- und Finanzsystem um. Besonders sein Eintreten für einen Frieden und sein Versuch, Kriegsgewinne abzuschöpfen, machten ihn für die politische Rechte zur Hassfigur. Am 26. August 1921 wurde Erzberger im Schwarzwald Opfer eines rechten Terroranschlags.
In Erzbergers Geburtshaus in Münsingen-Buttenhausen erinnert eine Ausstellung an den Wegbereiter deutscher Demokratie. Inszenierte Bildräume - gestaltet durch das weltweit tätige Atelier Brückner -, Medien und originale Ausstellungstücke stellen in den engen Räumen des Geburtshauses die politische Biografie Erzbergers vor und veranschaulichen das lange Zeit umkämpfte Erinnern an ihn.
Von Wertheim im Norden bis weit in den Süden wird im Erzberger-Jahr 2021 an den vor 100 Jahren ermordeten Politiker erinnert. Die Stadt Münsingen bietet in der Erinnerungsstätte Matthias Erzberger zahlreiche Veranstaltungen an. Biberach führt am 26. August 2021 eine Gedenkveranstaltung mit Bundestagspräsident Dr. Wolfgang Schäuble sowie am 18. September 2021 einen Erzberger-Studientag durch. An vielen Orten stellen Vorträge Erzberger als Wegbereiter deutscher Demokratie vor oder thematisieren stärker das Attentat. Podiumsdiskussionen schlagen den Bogen zur Gegenwart. Theaterprojekte nehmen sich des Themas mit künstlerischen Mitteln an.